Was haben Containerstaus in chinesischen Häfen mit der Intralogistik eines Mittelständlers im Ruhrgebiet zu tun? Sehr viel. Die aktuellen weltweiten Lieferengpässe sollten zum Überdenken und Optimieren der Logistikkette und auch der Lagerhaltung führen.

Engpässe, wohin man schaut: Produkte wie Kunststoffgranulat, Stahl und selbst Holz. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) schätzt, dass sich die Schäden bzw. die entgangenen Umsätze, die aus der aktuellen Lieferkrise resultieren, allein für die deutsche Volkswirtschaft auf rund 25 Mrd. € belaufen. Und die deutsche Industrieproduktion könnte aktuell um 5% höher sein, wenn es nicht an Vorprodukten fehlen würde.

Stau im Welthandel

Daran sind nicht nur, aber auch die Container schuld. Rund 50 bis 60 Millionen soll es weltweit geben, und ein großer Anteil ist ständig auf den Weltmeeren unterwegs – oder eben nicht.

Die Container sind das Transportmittel für den Import aus China. Dort wurde Mitte Juni der viertgrößte Containerhafen der Welt – Yantian bei Shenzhen am Perlflussdelta – corona-bedingt zur Hälfte gesperrt. Schiffe mit Ziel Yantian müssen bis zu 16 Tagen warten, bis sie an den Kai dürfen. Das ist länger, als sie für die Passage nach Los Angeles brauchen und mehr als halb so lang wie die Reise nach Europa braucht.

Steigende Frachtraten, ungewisse Lieferzeiten

Das heißt: Die (meist beladenen) Container stehen im Stau und werden deshalb weniger häufig umgeschlagen. Aus diesem Grund fehlen sie jetzt. Die Ware bleibt in China und wenn sie versandt wird, dann zu extrem gestiegenen Frachtraten und mit unbestimmter Lieferzeit. Wer auf Ware aus China angewiesen ist, hat nun ein Problem.

Die naheliegende Lösung, einfach mehr Container zu bauen, ist keine, denn es gibt weltweit nur noch zwei große Hersteller (natürlich in China) die schon am Anschlag arbeiten und dazu noch unter Lieferengpässen bei Rohmaterialien (Stahl) leiden. Und die Schiffe für den Transport der Container stehen ja ebenfalls im Stau.

Aufschwung verknappt die Güter

Hinzu kommt: Die knappen Container sind bei weitem nicht der einzige Grund für die Knappheit an Zulieferteilen und Rohstoffen. Auch unerwartet starker Aufschwung und entsprechend starke Nachfrage (vor allem aus Asien) führen zu Engpässen, ebenso Produktionsausfälle (u.a. in US-Raffinerien) und die Havarie der „Ever Given“ im Suezkanal. Und: Wirkliche Besserung, so die Experten, ist bis Jahresende nicht in Sicht.

Am besten: Handeln!

Was tun? Jedes Unternehmen kann jetzt nur für sich handeln und Konsequenzen ziehen. Drei logische Konsequenzen lauten: verstärkt auf Zulieferer vor Ort setzen, Zweitlieferanten aufbauen und die Lagerbestände erhöhen. Denn die oft gelobte „lean production“ führt nun dazu, dass die Versorgungslage eher fragil ist.

Das heißt: Es kann sehr sinnvoll sein, jetzt in den Ausbau der Lager- und Fördertechnik bzw. auch in die Automatisierung der Intralogistik zu investieren. Das kostet Geld, ja, aber es bedeutet einen Zugewinn an Versorgungssicherheit und Liefertreue den Kunden gegenüber.

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